Sonntag, 9. August 2015

Träume, Wünsche und Hoffnungen

Meine Tage bestehen aus Lernen, Schlafen, lernen und zwischendurch noch ein bisschen was essen. Doch für was gebe ich meine Freizeit auf? Wofür verbringe ich zwölf Jahre meines Lebens in einem Gebäude und quäle mich jeden Morgen aus meinem gemütlich Bett?
Da gibt es Dinge, die nennen sich Träume, Wünsche und Hoffnungen. Die Leben in meinem Kopf ein ganz eigenes Leben und lassen mich immer dann in meine Fantasiewelt fliegen, wenn die Wirklichkeit mal wieder zu wirklich und die Realität zu real wird. Und diese Träume, Wünsche und Hoffnungen, die sollen irgendwann wahr werden. Damit man später davon erzählen kann.
Ein Traum, der ist geplant nachdem ich dieses Schulgebäude zum letzten Mal verlassen habe. Dann werde ich mit einem alten VW T1 mit Campingausstattung, dem Geruch nach altem Leder, dem riesigen VW-Zeichen vorn drauf auf der Nase und einigen anderen, durch Europa fahren. Einfach drauf los, irgendwohin, wo ich die Realität vergessen kann. Ich will mich in dieser Zeit von Dosensuppen ernähren, weil kein Geld da ist. Dann abends am Lagerfeuer sitzend mit Marshmallows und 'ner dicken Decke auf den Atlantik schauend, den Wind in den Haaren und die salzigen Luft in der Nase. Unbeachtet von Reichtum und beruflichem Erfolg. Sich auf der Zeit treiben lassen und sie vergessen, denn sie ist ja sowieso nur eine, von uns Menschen, erfundene Maßeinheit für Stress. Am nächsten Morgen noch ein paar Bilder mit der Polaroidkamera machen, um die Zeit einzuschließen und für später aufzubewahren, wenn die Arbeit ruft. Dann weiter fahren über Landstraßen und durch Bergstädtchen. Immer der Nase nach. In Paris eine Weile kellnern, um das Geld für die nächste Tankfüllung zusammenzukratzen. Die langweiligen Touristentummelplätze links liegen lassen und dahin fahren, wo das Leben pulsiert und sich den Weg durch die Generationen bahnt. Das ein Jahr lang, um Europa kennenzulernen und dann wieder Heim, um sich dem Leben zu stellen und den nächsten Wunsch wahr werden zu lassen, für den ich die Schule Tag um Tag wieder besuche.
Wenn einen die Lehrer fragen, warum man denn Abitur macht, dann wollen sie eigentlich hören: Ich will studieren. Die Leistungsgesellschaft in der wir leben, verlangt diesen perfekten geradlinigen Weg. Bloß nicht davon abweichen. Bloß keinen falschen, unüberlegten Schritt. Bloß nicht anders sein. Also beugen wir uns und hoffen auf ein Abi, mit dem man an irgendeiner Universität angenommen wird. Dann hat man schon unzählige Berufs- und Studienberatungen hinter sich gebracht und weiß meistens immer noch nicht, was man studieren soll. Aber wir sind ja bei Träumen. Deswegen werde ich mit meinem Traumabitur von 1,8 Medienmanagement in Hamburg studieren, abends an der Elbe entlang spazieren und die Großstadt leuchten sehen. Nach dem Studium die Reise durch Europa auf den ganzen Planeten ausbreiten. Die Welt mit anderen Augen sehen. Fremde Kulturen kennen lernen. Über die Zeit im Ausland schreiben, um anderen eine neue Sicht auf das Leben zu geben. Die Gefühle und Empfindungen in Worte fassen, um sie mit den verschiedensten Menschen teilen zu können.
Also an der Klippe der Niagarafälle sitzen, ganz allein -naja, vielleicht nicht ganz allein- und den Ausblick genießen. Dann auf dem höchsten Gebäude von Tokio bei Nacht stehen und sehen, wie die Welt unter mir vorbeifliegt, während ich von der ganzen Hektik kaum etwas mitbekomme und nur den Lärm höre, der mich leicht berührt und die Lichter sehe, die wie ein glänzendes Sternenmeer unter mir aufleuchten und in den unterschiedlichsten Farben strahlen. Dann am liebsten noch: Fallschirmspringen, einen Parabelflug, Wildwasserrafting im Amazonas, Tauchschein machen und so viel mehr.
Träume. Wünsche. Und Hoffnungen. Letztendlich sind sie dafür da, uns durch die schwierigsten und anstrengendsten Zeiten zu führen. Sie sind der Ausgleich für das was wir opfern und aufgeben, um ein erfülltes Leben zu leben. Sie sind das, was uns voneinander unterscheidet. Und geben uns ein Gefühl der Sicherheit und Standfestigkeit, in der Ungewissheit der Gesellschaft, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ihren Weg durch unser Leben bahnt.


- hab ich mal für die Schülerzeitung geschrieben :)

Liebe Grüße 
Jule